Backschisch

On 23. November 2011 by rkuebler

ist kein türkisches Gebäck. Aber ähnlich wie Baklava (Bild) kann ein gut platziertes Backschisch auch für seine zuckersüssen Momente sorgen.

Gestern war ja echt ein rabenschwarzer Tag in meinem türkisch-deutschen Beziehungsverhältnis. Aber mittels Einfühlungsvermögens, geheuchelter Empörung, etwas Druck und der Hilfe einiger Kollegen (vor allem unsere Faculty Sekretärin) kamen dann die Dinge doch noch ins Rollen. Während mein Büro-Licht nach ein paar beherzten Schlägen gegen den Lichtschalter wieder zur Kooperation bereit war, trudelte dann kurz vor Feierabend auch noch die stets bemühte IT Tante ins Büro. Siehe da, plötzlich klappt die Mail (raoul.kubler (ääätttt) ozyegin.edu.tr) und ich hab auch ein Passwort für den Drucker. Der allerdings ziert sich noch ein bisschen im Umgang mit meinem nordländischen Mac. Ich hab dann die Tante irgendwann erlöst und bin kurz vor dem mir blühenden Heimweg mit dem Minibüs noch mal bei der Sekretärin vorbei. Die hatte mittlerweile rausbekommen, dass ich wohl auch den 5 Uhr Shuttle nehmen könne. Als ich meinte, dass der aber zum neuen Campus fahre und nicht zu mir nach Tschamlidscha wurde noch mal nachgefragt. Nein,  nein, der würde auch immer über das Wohnheim fahren. Nun gut, also die Treppen runter und eilig Ausweis und CheckOut Papiere eingesammelt und raus zur Shuttle Haltestelle.

Die Fahrer haben natürlich keinen Plan und schütteln auf mein andauerndes “Tschamlidscha??” nur den Kopf. Nix Tschmalidscha du blöder Teutone, nur Tschekmekö! (Ortsnamen sind des besseren Verständnisses wegen in Lautschrift und nicht in Original-Bezeichnung!) Doch siehe da, zum ersten Mal taucht jemand auf, der des Englischen mächtig ist. Meistens ist das ein Zeichen dafür, dass die Person auch was zu sagen hat. Und Überraschung Nummer zwei. Der macht denen als Boss schnell klar, dass ich nix Student bin sondern Austausch-Professore (kein Plan warum alle Türken meinen, dass ein Visiting Scholar so ne Art Prof ist, aber ich werde mich hüten dem zu widersprechen, es öffnet einfach zu oft und viel zu gut Tür und Tor). Und siehe da auch ohne Habil und Promotion wird man sich schnell einig, dass man selbstverständlich auch in TSCHAMLIDSCHA halten könne. Läge ja eh auf dem Weg. Ich hab schon fast ein schlechtes Gewissen, dass die armen Studenten so noch ne viertel Stunde länger durch die Gegend gondeln müssen. Aber was solls! Besser als in der Rush Hour in einem Minibüs oder einem IETT Bus zur Ölsardine zerdrückt zu werden. 10 Minuten später komme ich nach Hause. Und noch ne Überraschung. Mein Badezimmerlicht tut auch wieder. WOW!

Der freundliche englischsprachige Shuttlemanager hatte mir auch versprochen, dass dann morgen früh wieder normales Shuttle in TSCHAMLIDSCHA. Ich interpretiere das mal mit der Tatsache, dass die Studis auch wieder Bus fahren dürfen und freue mich sehr. Der Abend verläuft mit gutem Internetsignal einigermaßen erträglich.

Und der kommende Morgen überrascht ebenfalls. Wider jeder Erwartung schon wieder keine Studierenden im Innenhof. Dafür ein Auto und ein rauchender Fahrer, der mich neugierig beäugt. Dank Dolmetscherei eines Passanten bekommen wir auch raus, dass der gute Herr alleine auf mich wartet. Also einsteigen und los. WOW! Ich sitze hinten, lese Zeitung und genieße den schnellen Transfer über wieder neue Wege. Man könnte schon fast meinen, dass es die Uni mit dem alten Rom aufnehmen will, zu dem bekanntlich ja auch alle Wege führten… Vielleicht liegts an der tollen Lage direkt an der Brücke, aber irgendwie stimmts schon. Bin mal gespannt welche morgendlichen Routen ich noch so entdecken werde.

Zu Dank für meine fleissige Sekretärin und als Anreiz für weiteren Einsatz, hab ich mal was gutes von Daniel Jouvance eingepackt, überreicht und fleissig betont, dass das aus Paris kommt. Auch wenn es dank der Algen nicht so riecht. Mal schauen, ob das Backschisch wirkt…

Und vor allem bin ich auch neugierig darauf, wie es heute Nachmittag wieder zurück geht. Ob der Fahrer wieder ne Extratour macht, oder wie das dann ausgeht…

Und was ist eigentlich mit den Studenten los? Die hatten doch schon erst beim Opferfest ne Woche frei. Und jetzt schon wieder? Aber wieso gibt es dann in Dschegmekö noch Studis die pendeln? Alles merkwürdig!

Leider habe ich keine Zeit für weitere Investigationen, denn die kommende Deadline für die EMAC-Einreichungen drückt sehr im Kalender und Gewissen.

Daher ist das jetzt mal alles!

Hosca Kal!

Raoul

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>


8 + = 15