Aller Anfang…

On 19. Oktober 2011 by rkuebler

… ist bekanntlich schwer. Und Istanbul macht einem die Sache nicht einfacher. Aber es wird. Ich hoffe, dass mein leidenschaftlicher Freundschaftsappell gefruchtet hat und sich unsere Beziehung nachhaltig entwickeln wird.

Die letzten zwei Tage waren aufregend.  Ich gebe es ja ungern zu, aber der erste Tag hier hat mir echt fast die Tränen ins Gesicht gezaubert. Ich hatte ja schon angedeutet, dass ich gleich mal auf dem Heimweg eine Extrarunde gedreht habe und irgendwann einfach am Stadtrand von Istanbul in der kalten Dunkelheit stand. Ein paar Telefonate mit Kathi und die gezielte Subvention der Eplus Roamingparnter haben mich dann doch glücklich nach Hause gebracht. Am Abend gab es dann Baklava und ein bisschen Trost via Skype.

Kurzum, ich hab beschlossen, dass es wohl ohne Türkisch nicht klappt. Kathi bringt mir heute einen Sprachkurs mit und ich versuche jedem Türken hier ein paar praktische Wörter abzuringen. Dazu plane ich jetzt einfach ein paar Eventualitäten mehr ein. Die nötigen Sätze werden dann per Google Translate ergattert und zu Papier gebracht. Im Falle des Falles halte ich jetzt den wirklich immer “stets bemühten” Türken den Zettel hin und bisher hat es mit Händen und Füssen und dem Zettel ganz gut geklappt.

Irgendwann werde ich mir die Tage auch endlich eine türkische Handynummer und mobiles Internet besorgen. Dann kann der ganze Kram digital gemacht werden und auch noch auf das Gespräch angepasst werden.

Der Mueezin heute morgen war etwas früher dran, was ich gleich mal also also sicheren Sonnenschein interpretiert habe. Und siehe da, hinter den Vorhängen erwartete mich wirklich gleisender Lichtschein, der sich langsam über die Stadt ausbreitet. Ein wirklich tolles Bild. Leider hatte ich das mit Kamera nicht rechtzeitig geschnallt und erst sehr spät mit dem 400mm ein paar Aufnahmen gemacht. Indianerehrenwort, dass das besser wird. Shuttle morgens in die Uni hat jetzt auch schon ganz gut geklappt. Mein “Ich setz dich in der Wildnis aus”-Fahrer erkannte mich heute morgen und achtete wie ein Wiesel darauf, dass ich auch den richtigen Shuttle nehme. Eins A!

Der Weg zur Arbeit ist super. Morgens geht es immer über eine der höchsten Erhebungen Istanbuls runter nach Üsküdar. Heute war der Blick atemberaubend. Die Luft klar, die Sonne, der Bospurus, die Inseln und vor allem eine Armada an Schiffen, die vor der Meerenge auf Reede liegen. Ein echter Traum. Ich versuche das mal auf Google Maps mit zu verlinken. Probiert einfach mal diesen Link hier.

Ich hatte den Türken ja nicht so ganz geglaubt, dass der Regen den Stau verursacht, aber scheinbar ist es wirklich so. Ich hab jetzt einfach mal jeden morgen die Fahrtzeiten notiert (und werde das auch weiter machen) und werde auch das Wetter und die Wochentage fest halte. Am Ende können wir dann mal mittels Regressions-Analyse schauen, was dabei raus kommt. Wer noch ein paar Ideen für passende Variablen hat, darf gerne Vorschläge per Kommentar senden.

Das coole an dem Traffic ist aber, dass die Türken dem ganzen sehr locker begegnen. Jeder hat eine App auf dem Handy, das ihm zeigt, wo gerade Stau ist und wo man besser voran kommt. Das ganze basiert auf einer Sende/Empfangs Technik. Die verschiedenen Anbieter (meistens die Netzprovider) loggen die GPS Positionen mit und errechnen daraus die Geschwindigkeiten. Analog zu Google wird daraus dann abgeleitet, wo es voran geht und wo man eher im Stau steht. Das ganze gibts auch webbasiert unter diesem Link.

Ansonsten lebe ich mich auf ganz gut ein. Gestern war ein erster PhD Kurs an der Uni mit Koen Pauwels. Die PhDs sind alle durch die Uni-Neu-Gründung “erst” in ihrem 2. Jahr, aber topfit. Sicherlich auf dank Koen, der das ökonometrische Niveau deutlich nach oben setzt. Zu meiner Schande musste ich sofort gestehen, dass ich Time Series Analyses seit München nicht mehr angefasst habe. Zum Glück habe ich aber den Lütkepohl/Krätzig eingepackt und bin somit ganz gut bewaffnet. Doof nur, dass ich gemerkt habe, dass meine malayische Version von eViews nicht mehr tut. Auf Rückfrage bei Koen habe ich dann auch gleich erfahren, dass statistische Software und Türkei eine schwierige Kombination sind. Die Damen und Herren hier schmuggeln aufgrund der hohen Zölle die ganzen Pakete privat über die USA und Konferenzen ein. Sei billiger und vor allem auch eher absehbar, wann und das die CDs ankommen.

Consumer Behavior ist auch ein großes Thema und wir haben beim Mittagessen lange drüber diskutiert, was mehr schwieriger ist, Times Series oder Experimente. Das Gros der Leute setzte dabei auf letztere.

Tea Machine

So Kinners, ich mach mich jetzt an die Arbeit. Einen Tee noch und es geht wieder los mit dem Journal of Business Ethics Paper. Apropos Tee. Das ist die türkische Version von Red Bull für Arme. Geniales System und deutlich wirkungsvoller als Kaffe. Auf einer Art elektrischen Samova brutzelt oben eine Kanne Tee, die über den Tag hinweg immer mehr einkocht. Da dieses Konzentrat wohl pur ähnlich belebend wirkt wie thailändisches RedBull-Konzentrat, verdünnen die Türken das ganze mit dem Heizwasser aus dem Behälter unten drunter. Vorteil: weniger Tee kochen über den Tag, Nachteil: macht süchtig und ich kann nur noch im Schnitt 5 Stunden die Nacht pennen und bin schon vor dem Muezzin wach.

Seis drum. Ihr seht, die Stimmung ist prächtig, bisher sogar auch ohne Tee (und Giotto).

Ohren steif halten, das Wochenende wird touristisch, mit Kathi will ich morgen mal wieder nach Europa rüber machen. Neues dann wie immer wieder hier!

yakında görüşürüz Raoul!

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